„STRUKTURENARCHIV“

Silke Schwab

Als Künstlerin denke und arbeite ich sehr grafisch (Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie) und habe eine ganz puristisch-grafische Arbeit an und mit den Häusern umgesetzt.

Mit Hilfe von Frottagen, Hochdrucken und Fotografien werde ich konzeptionell ein haptisches Strukturenarchiv der Häuser anlegen – d.h. Strukturen wie frottierte Teppichböden, abgedruckte Tapeten, und andere fotografierte Materialien in schwarz/weiß und reduzierter Farbigkeit abnehmen, bündeln und veröffentlichen. Diese grafischen Strukturen die z.B. an eine Blümchentapete erinnern, da sie z.B. abfrottiert (dh. mit einem Graphitstift abgerieben wurden), oder im Hochdruck gedruckt, oder als Photographie dokumentiert sind, reflektieren abstrahiert die Materialien, die Außenhaut, nur die Oberflächen, der verwendeten Materialien. Das Ausgangsmaterial kann nur in der gedanklichen Zurückverfolgung des Arbeitsprozesses durch den Betrachter entschlüsselt werden. Der tatsächlich haptische Moment bleibt, wie auch sonst in Ausstellungen “anfassen verboten”, imaginär.

Künstlerisch liegen hier die historischen Herangehensweisen in der künstlerischen Feldforschung, die seit den 1950 Jahren eine spezifisch künstlerische Arbeitsweise charakterisieren. Traditionelle Kunstproduktion wird neu interpretiert und grenzüberschreitend erweitert. Eine derartige kontextuelle Kunst, die sich auf den erweiterten Kunstbegriff beruft, versucht grenzüberschreitend und intermedial, Felder der Lebenswelt auszuloten und subjektiv zu kommentieren. Zu nennen sind Künstler  wie Christian Boltanski/Nikolaus Lang (Spurensicheurng), oder Richard Long, Walther de Maria (Land Art), bis hin zu Lili Fischer, Sophie Calle, und Joseph Beuys (Feldforschung).

Ich habe in der online Veröffentlichung bewusst einen konsequent zeitgenössischen und nicht tradiert pseudo-wissenschaftlichen Weg gewählt indem die Frottagen, Hochdrucke und Fotografien z.B. als Katalog oder Buch erscheinen.